Römische Geschichte ist ein sehr weites Feld und vielleicht gerade deshalb ein durchaus beliebtes und bekanntes Thema, nicht nur für Hobbies. Schaut man einmal genauer hin, begegnen uns die Römer eigentlich recht häufig: In der Schule lernt man zumindest die römische Republik kennen, im (Hollywood-)Kino toben Tribune und Gladiatoren in mehrstündigen Monumentalstreifen über die Leinwand, nicht wenige Begriffe des mehr oder weniger alltäglichen Sprachgebrauchs stammen aus dem Lateinischen, auf dem Gebiet des ehemaligen römischen Reiches pflegen heute zahlreiche Dörfer und Städte die römischen Hinterlassenschaften mit Museen und Ausgrabungsstätten, und zumindest den gläubigen Christen sollte noch geläufig sein, dass Jesus auch irgendwas mit den Römern zu tun hatte. Trotzdem muss ich zugeben, dass ich zunächst den kleinen Umweg über Asterix und die Kindersachbuchabteilung meiner örtlichen Stadtbibliothek benötigte, bis die römische Geschichte im Alter von 12 oder 13 Jahren zu einem meiner Hobbies wurde.
Mir wäre es allerdings etwas zu zeitaufwändig, wenn "die Römer" in ihrer Gesamtheit meine Freizeit füllen würden. Da mir das für ein Hobby zu stressig wäre, beschränkt sich mein Interesse nur auf einen Teil der römischen Geschichte. Grenzt man es zeitlich ab, dann ist es die frühe und mittlere römische Kaiserzeit, also von Augustus bis etwa zum Ende des zweiten Jahrhunderts. Ich kann nicht genau sagen warum, aber die Zeit davor und danach finde ich einfach weniger spannend. Thematisch ist es vor allem die Militär- und Technikgeschichte, die mich anspricht. Wenn ich ehrlich bin, bin ich reichlich faul, was das Lesen von historischen Texten angeht, wenn sie sich mit den "großen" historischen Zusammenhängen, Kaiserbiographien oder ähnlichem befassen. Dafür studiere ich aber Vitruvius' Konstruktionsanweisung für den Bau von Sonnenuhren umso genauer und zur Not reichen auch die verrosteten Überreste eines römischen Türschlosses, um mich für geraume Zeit in die Welt der Römer entschwinden zu lassen.
Nach der Entdeckung der Römer in der Kinderbuchabteilung dauerte es noch einige Jahre und zahlreiche Museumsbesuche, bis ich pünktlich zu meinem 17ten Geburtstag durch einen großen Zeitungsartikel auf "lebendige Geschichte" als besondere Form des Umgangs mit römischer Geschichte aufmerksam wurde. Es dauerte dann zwar noch einige Monate, bis ich mich für ein aktives Römerdasein und damit für ein eher seltenes Hobby entscheiden konnte, aber der Spaß an der Sache und die zum Teil völlig neuen Aspekte des Umgangs mit Geschichte, die man dadurch erlebt, sind es wirklich Wert. Zum aktiven Umgang mit römischer Geschichte gesellte sich zeitweise auch ein leicht gesteigertes Interessem am Modellbau, der zu ein paar Modellen von Wachtürmen des römischen Limes im Maßstab 1:72 führte und dem voll funktionstüchtigen Modell eines römischen Belagerungsgeschützes. Gegen den Nachbau römischer Alltagsgegenstände in Originalgröße kam das Hobby dann aber doch nicht an, so dass der Modellbauwerkzeug seit Jahren nur noch in der Ecke liegt.
Für geraume Zeit gesellte sich das virtuelle Geschichtsnachspiel in Form einer sogenannten "Micronation" zum Bündel meiner Hobbies hinzu. Grob erklärt, handelt es sich bei einer Micronation um eine besondere Form des Rollenspiels, bei der die Teilnehmer einen virtuellen Staat simulieren, indem sie sich eine Rolle als Politiker, Händler, Militär oder einfacher Bürger suchen. Soll dabei ein großer Staat simuliert werden, so ist das natürlich nur noch möglich, wenn die Spieler sich nicht persönlich treffen, sondern das Spiel online über das Internet abläuft. Ende 2003 wurde ich auf ein entsprechendes Internetforum aufmerksam gemacht, das sich zu einem sehr spannendend Mix aus Micronation und klassischem Forenrollenspiel entwickelte. Nach anfänglicher Skepsis war ich von dieser Form des Umgang mit Geschichte ziemlich begeistert und kann jedem historisch Interessierten, dem Bücher und Museen zu wenig aber lebendige Geschichte zu viel ist, nur empfehlen, einmal einen Blick auf ein solches Angebot zu werfen. Nachdem ich dort viele Jahre als Teil der Spielleitung mitgewirkt habe, habe ich mich dort inzwischen allerdings aus Zeitgründen verabschiedet und widme mich wieder nur noch der lebendigen Geschichte.